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Wirtschaft 4.0

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Foto linke Seite: xiaoliangge/fotolia

G

roße Schadenfälle infolge von Cy-

ber-Kriminalität haben zunächst

in den USA, aber nun auch zunehmend

in Deutschland für Aufmerksamkeit ge-

sorgt und mittlerweile auch Unterneh-

men in Thüringen zum Nachdenken

gebracht. Die kleineren und mittel-

ständischen Unternehmen tasten sich

dagegen langsamer an das Thema he-

ran. Dies zeigen die Ergebnisse einer

Studie von Funk. Im Rahmen einer on-

linegestützten Befragung von 400 mit-

telständischen Unternehmen hat Funk

nicht nur die Wahrnehmung sogenann-

ter Cyber-Risiken im Mittelstand unter-

sucht, sondern auch die Bereitschaft zur

Versicherung dieses Risikos beleuchtet.

Zentrale Erkenntnis der Studie: Etwa ein

Drittel der mittelständischen Unter-

nehmen hat sich bislang nicht aktiv mit

Cyber-Risiken im eigenen Unternehmen

beschäftigt. „Das verwundert umso

mehr, wenn man berücksichtigt, dass 70

Prozent der Unternehmen angeben, be-

reits einmal von Cyberattacken betrof-

fen gewesen zu sein“, so Hendrik Löffler,

Geschäftsführer der auf Risikomanage-

ment spezialisierten Beratungsgesell-

schaft Funk RMCE.

Um mehr Transparenz im Unternehmen

zu erzeugen und das Risikoverständnis

für die Cyber-Risiken in Unternehmen

zu verbessern, hat Funk RMCE einen

speziellen Analyseansatz in Form eines

interdisziplinären Workshops entwi-

ckelt. Dazu werden in einem ersten

Schritt die Projektziele und das dazuge-

hörige Projektteam verbindlich festge-

legt. Projektziel kann zum Beispiel die

Transferierbarkeit der Risiken sein.

Wenn Unternehmen die im Workshop

identifizierten Restrisiken an einen Ver-

sicherer übertragen wollen, gilt es zu

beachten, dass diese Risiken in der Re-

gel nicht über die klassischen Versiche-

rungen – wie Betriebs-Haftpflicht-,

Technische oder Vertrauensschaden-

Versicherung – abgesichert sind. Eine

Möglichkeit ist es, die bestehenden

Deckungen so zu erweitern, dass sie

auch Cyber-Risiken umfassen. Eine Al-

ternative zu einer solchen Deckungs-

erweiterung sind spezielle Cyber-Risk-

Policen: Policen im Bausteinsystem.

Diese sehen zum einen den Versiche-

rungsschutz für Datenrechts- und/oder

Vertraulichkeitsverletzungen und insbe-

sondere deren Folgen vor sowie Schä-

den aus der Nutzung oder Ausfall der

IT-Systeme. Zum anderen decken sie

Schäden, die aus Nutzung und/oder

Ausfall der IT-Systeme entstehen. Hier

sind speziell Schäden durch Schadpro-

gramme, Hackerangriffe, aber auch

durch rechtswidrige digitale Kommu-

nikation zu nennen. Diese Policen sind

häufig im Bausteinsystem aufgebaut,

unterscheiden zwischen Dritt- und

Eigenschäden und bieten spezielle

Serviceleistungen. Im Bereich „Dritt-

schäden“ werden Ansprüche versichert,

die aus Datenschutz-, Vertraulichkeits-

oder Netzwerksicherheitsverletzungen

sowie rechtswidriger digitaler Kom-

munikation entstehen.

„Den größten Mehrwert gegenüber den

klassischen Versicherungsprodukten

bieten die Cyber-Risk-Policen im Be-

reich Eigenschäden“, weiß Dr. Egbert

Barthel, Leiter der Funk-Niederlassung

in Erfurt.„Hier bietet der Versicherungs-

markt derzeit unter anderem Absiche-

rungen zu Kosten für Rechtsberatung,

Benachrichtigungskosten, Monitoring-

kosten oder Betriebsunterbrechungs-

schäden aufgrund einer Nichtverfüg-

barkeit des Computersystems.“ Die

Cyber-Risk-Policen bieten somit häufig

einen deutlich umfangreicheren und

abgestimmten Versicherungsschutz als

die herkömmlichen Versicherungs-

produkte.

Eine All-Risk-Lösung gegen die sehr

komplexe Gefahr „Cyber“ sind die ange-

botenen Standardprodukte allerdings

nicht. Auch wenn die Versicherer in ih-

ren Policen regelmäßig alle wichtigen

Haftpflicht- und Kostenpositionen an-

bieten; der Umfang, der sich hinter den

Bausteinen verbirgt, kann stark vonei-

nander abweichen. Umso wichtiger ist

es, den Versicherungsschutz individuell

auf den Bedarf des Kunden abzustim-

men. Dies erfordert vorab eine umfang-

reiche Risikoanalyse, wobei der Fokus

auf ein ganzheitliches Risikomanage-

ment gelegt werden sollte. Welche der

beiden Alternativen – Deckungserwei-

terung oder separate Cyber-Police – die

geeignete Lösung ist, sollte jeweils in-

dividuell mit einem Versicherungsex-

perten geprüft werden.“

Dr. Barthel fasst zusammen: „Die Thürin-

ger Unternehmen sollten das Bewusst-

sein für die häufig nicht sichtbaren

Cyber-Risiken schärfen und sich bereits

jetzt mit den betroffenen Schnittstellen

auseinandersetzen, um auch bei

schlechter Sicht im ‚Cyber-Nebel’ hand-

lungsfähig zu bleiben.“

Dr. Egbert Barthel

e.barthel@funk-gruppe.de www.funk-gruppe.de

Hendrik F. Löffler

h.loeffler@funk-gruppe.de

Funk ist der größte inhabergeführte Versicherungsmakler und

Risk Consultant in Deutschland und gehört zu den führenden

Maklerhäusern in Europa.

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