Wirtschaft 4.0
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Die Digitalisierung von Wirtschaft und Arbeitswelt lässt sich nicht aufhalten. „Weiter so“ in puncto Führung und
Personalmanagement bringen dabei vermutlich nicht den gewünschten Erfolg. Wie Agilität, vernetztes Handeln
und Qualifizierung in Zukunft möglich werden, erläutern die Keynote Speaker der PERSONAL2016 Süd – darunter
der Pionier des „Disruptive Thinking“ im deutschsprachigen Raum Dr. Bernhard von Mutius, der Chief Innovation
Evangelist von Haufe-umantis Stephan Grabmeier und Alnatura-Personalchef Joachim Schledt. Der Kongress findet
am 10. und 11. Mai 2016 in Stuttgart statt.
Personaler diskutieren die
Digitalisierung der Arbeitswelt
D
isruption gilt als eines der Haupt-
merkmale der digitalen Transfor-
mation. Doch manche Unternehmen
scheuen den Abschied von Altbewähr-
tem. Wollen wir radikale Brüche – nicht
nur bei den Produkten, sondern auch in
der Personalführung? Können wir damit
umgehen? Der Zukunftsdenker, Füh-
rungscoach und Senior Advisor der HPI
School of Design Thinking, Dr. Bernhard
von Mutius, entlarvt unzulängliche
mentale und organisationale Muster, um
eine neue „Zweisprachigkeit“ in der Füh-
rung zu fordern: die Stärkung der Inno-
vationsfähigkeit einerseits und mehr
Achtsamkeit für einen kraftvollen orga-
nisatorischen Wandel und vernetztes
Lernen andererseits.
Demokratisch.Digital.Agil –
Unternehmen der
nächsten Generation?
Märkte sind flexibel – Unternehmen
sind es nicht, meint Stephan Grabmeier,
Chief Innovation Evangelist der Haufe-
umantis AG und laut Personalmagazin
einer der „40 führenden Köpfe des Per-
sonalwesens 2015“. Viele Organisatio-
nen reagierten zu langsam auf Verän-
derungen und Komplexität. Unter-
nehmen müssten das Personalmanage-
ment aktiv und innovativ treiben – und
zwar „demokratisch.digital.agil“. Der
Querdenker erläutert in seiner Keynote
die Vorteile und Herausforderungen
dieser Art der Unternehmensführung. Er
führt aus, welche Rolle Personaler dabei
spielen und wie sie ein Upgrade ihres
organisatorischen Betriebssystems
schaffen.
Ist der Mittelstand fit für
die Digitalisierung?
Verfahren, die eine individualisierte
Massenfertigung à la Arbeit 4.0 ermög-
lichen, stellen insbesondere den Mittel-
stand vor neue Herausforderungen.
Denn viele KMU haben sich auf die
Fertigung von hochwertigen Gütern und
Spezialserien sowie die Verknüpfung
von Produkt und Dienstleistung spezia-
lisiert. Die Digitalisierung beeinflusst
die Arbeitsprozesse, den Umgang der
Mitarbeiter untereinander, die Art der
Führung und das Verhältnis von Virtua-
lität und Realität. Um KMU für das
Thema zu sensibilisieren, umreißt
Dr. Annette Icks, Projektleiterin am Ins-
titut für Mittelstandsforschung (IfM)
Bonn, spezifische Lösungsansätze und
innovative Kommunikationswege.
Arbeitswelten 4.0 in der Praxis –
Beispiel Deutsche Bahn
Um heute schon für die Zukunft ge-
wappnet zu sein, hat die Deutsche Bahn
im Juni 2015 ein Netzwerk mit internen
und externen Experten für die Digita-
lisierungsinitiative „Arbeitswelten 4.0“
ins Leben gerufen. Interne trafen auf
namhafte Vertreter aus Wirtschaft,
Politik und Wissenschaft mit dem Ziel,
zukünftige Arbeitswelten gemeinsam
zu gestalten. In fünf Arbeitsgruppen un-
terteilt, nutzten die Experten die Sze-
nario-Technik, um mögliche Entwick-
lungspfade zu erkennen und Prototypen
für die Arbeit von morgen zu generie-
ren. Susanne Küspert, Leiterin Personal-
strategie der Deutschen Bahn, berichtet,
wie das Projekt inzwischen vorange-
schritten ist.
Anders führen? Wie Erziehung
und Führung zusammenhängen
„So wie wir heute unsere Kinder erzie-
hen, müssen wir morgen führen!“, for-
dert Joachim Schledt, Vorsitzender der
Initiative „Wege zur Selbst GmbH“. Aus-
gehend von modernen Erziehungsprin-
zipien leitet er ein neues Führungs- und
Kommunikationsverhalten in Organi-
sationen ab. Denn die Heranwachsen-
den von heute werden sich die
herkömmlichen Führungs- und Kommu-
nikationsmuster bei Eintritt in die Er-
werbsphase nicht mehr bieten lassen,
ist der Diplompädagoge, der seit 2008
die Personalleitung bei Alnatura inne-
hat, überzeugt. Gute Führung heißt bei
dem Biolebensmittelhändler, Mitarbei-
ter in die Selbstverantwortung zu be-
gleiten – individuell und auf Augen-
höhe. Was dies konkret bedeutet, führt
Schledt in Stuttgart aus. (em)
Anmeldungen unter:
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